Schon von vornherein war klar, dass das eine schwere Tour werden würde: von Las Vegas bis Visalia - ca. 630 km. Aber wir sind ja Optimisten und auf der Straßenkarte sah alles problemlos aus. Zudem hatte Ulli von Sandro ein Navi-Gerät mit US-Daten mitbekommen. Aber da hatten wir nicht mit Murphie gerechnet, nach dessen Gesetz alles prinzipiell anders kommt als geplant.
Wo die Ursache lag, dass der ganze Plan nicht aufging, ist nicht mehr so richtig zu ermitteln. Aber gleich kurz hinter Las Vegas veranlasste uns das Navi zu einen zunächst unbemerkten Richtungswechsel. Das Typische an den amerikanischen Straßen ist, dass ihre Beschilderung nur sehr sparsam, dafür aber auch schwer verständlich ist. Und wenn man erst einmal eine Straße nutzt, ist es ausgesprochen schwer, sie wieder zu verlassen. Schroffe Felsen, nur sehr selten Ortschaften, scheinbar menschenleere Gegend, und kaum Gelegenheiten zum Umkehren.
Die Fahrt sollte zunächst direkt nach Westen gehen. Das Death Valley wollten wir absichtlich umgehen. Eine scheinbar endlose Einsamkeit mit mehreren Höhenzügen über 1.500 ft. Die hohen Berge im Osten und Westen halten Niederschläge ab und machen die Gegend zu einer der trockensten der Erde. Der Allzeit-Temperaturrekord liegt bei 56,7° C. Und dafür hatten wir weder Zeit, noch Essen und Trinken oder Treibstoff einkalkuliert.
Aus Las Vegas hinaus ging es zunehmend nach Nordwesten. Wir hatten irgendwie den Highway 15 verpasst und fuhren auf der 160. Spätestens in Pahrump hätten wir stutzig werden müssen. Ahnungslos und unerfahren. Die Gegend wurde immer steiniger. Indian Springs. Amargosa Valley. In Beatty, einem kleinen Nest mit Trucker-Bistro und Tankstelle, konnten wir erst anhalten. Dort kam uns das alles schon recht komisch komisch vor. Wir tranken Cola und tankten. Dann änderten wir die Fahrtrichtung nach der Karte und fuhren auf die Daylight Pass Road (Pass 4119 ft. = 1.316 m/Grenze von Nevada und California). Wir hofften, auf diese Weise problemlos (?) durch das Death Valley zu kommen und uns quasi "von hinten", vielleicht über Panamint Springs (so etwa 80 km,) irgendwie unserem Ziel Visalia zu nähern.
Unser Irrtum endete nach vielleicht 30 km an einem Schlagbaum. Dort stand mitten in der Wüste, wie im Westernfilm, ein junger Mann neben seinem Auto, allerdings ohne Pumpgun, sondern mit einer Kelle. Ganz mutterseelenallein. Warum nicht schon am Ortsausgang von Beatty? Und er uns erklärte, dass eine Weiterfahrt wegen "flood" nicht möglich sei. Von einer Stadt namens Visali hatte er noch nie etwas gehört. Und eine alternative Fahrstrecke, außer einer Rückfahrt nach Beatty, konnte er nicht benennen. Das Death Valley offenbarte uns also seine Tücken: Wüste, Berge, Hochwasser, schlechte Straßen, Hitze.
Dazu kam, dass das Navi nun endgültig versagte und uns unbedingt wieder nach Las Vegas zurück schicken wollte. Voraussichtliche Ankunftszeit: 23:30. Das klang nach Extremurlaub und wir fuhren zurück nach diesem Nest und dann nach der Sonne in Richtung Süden. Stundenlang. Death Valley Junction, Zabriskie Point. Twenty Mile Team Canyon, Bad Water (86 m unter NN), Shoshone. Lehmberge, Felsen, Dünen, teilweise Schotterpisten. Und diese bizarre Gegend nennt sich National Park. Aber wir nahmen uns keine Zeit für irgendwelche Aussichten oder Spaziergänge. Wahnsinn! Und keiner hatte Lust zu fotografieren.
Endlich erreichten wir Baker und damit eine Tankstelle und die auf die ursprünglich geplante Strecke über den Highway kamen.
Nach diesem Umweg von ca. 600 km lag nur noch ein "Rest" von etwa 500 km vor uns. Die Abendsonne blendete uns ein wenig, aber zeigte den Weg, für den sich Uli und Geli am Lenkrad abwechselten. Barsow, Mojave, Bakersfield. Ankunft in Visalia im Dunkeln, aber immerhin ohne aufzugeben und noch gegen 21:00. Wir werden uns viel später noch daran erinnern.
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